Logbucheintrag 13




Nach einer ganzen Woche voller Programm bei den Studententagen rief die Pflicht mich wieder an den Schreibtisch. Aber ein paar fleißige Tage in der (wiederöffneten) Bibliothek und das Meiste ist aufgeholt. Das Estland sehr klein ist, wurde in der von Johanna und mir als „Star-Woche“ ausgerufenen Zeit wieder bewusst. Gleich zwei estnische Berühmtheiten haben wir gesehen! Ein richtiger Promi-Auflauf in Tartu! Zuerst waren wir in einem Café in der Innenstadt und haben (bzw. Johanna hat beim Rausgehen) Jüri Pootsmann gesehen – ein Gewinner von Estland sucht den Superstar. Ein paar Tage später waren wir in der Bib und Tanel Padar (ein estnischer Rockstar) war tatsächlich auch dort und hat ein bisschen Zeit auf den Sesseln verbracht. Aufregender geht es in Estland nicht!


After a week of entertainment at the student days, Uni hit me hard. Some deadlines approached quicker than I thought but working for a few days in the (newly re-opened) library solved the problem. That Estonia is so very small reached Johanna’s and my consciousness again in the days now known as “the week of Stars”. In a short period of time we saw two (!) Estonian celebrities. First was Jüri Pootsmann, a former winner of Estonia’s next superstar, who Johanna saw as we left a café in the city centre. The next one was Estonian Rockstar Tanel Padar, who went past us in the library and then spent some time in one of the cosy chairs there. I am not sure if Estonia can get any more exciting!


Fan of Europe – Fan of Eurovision
Viel aufregender auf europäischer Ebene war allerdings etwas anderes: Der Eurovision Songcontest! Dieses Mal war ich natürlich auf Estlands Seite (mal ehrlich, es ist auch viel spannender, wenn das Land durch den Vorentscheid muss).
Als ich angefangen habe mit Freunden über den Songconest zu reden habe ich allerdings eine schockierende Nachricht bekommen: Einige meiner tschechischen Freunde haben noch nie davon gehört! Klar, der Songcontest ist eine überzogene Veranstaltung. Aber seien wir mal ehrlich, wir schauen es doch alle gerne um am nächsten Tag über den verrücktesten Auftritt. Die schlechtesten Witze und das komischste Kostüm zu reden. Die Entscheidung war gefällt, wir machten einen gemeinsamen Eurovision Abend. Aber nicht ohne einige spezielle Regeln…

More exiting was something else though: The Eurovision Songcontest! This time, I was – of course – on Estonia’s’ side (to be honest, its more interesting when the country has to go through the semi-final first).
However, shocking news reached my when I started talking about the Contest: Some of my Czech friends had never heard of it! I have to admit, it is a trashy competition. But let’s be honest, we all watch it to talk about the craziest performances, worst jokes and weirdest costumes the next days. So the decision was made: We had a group viewing of Eurovision on Saturday! But not without some special rules though…




Meine Lieben es war noch nie so witzig den Contest zu schauen!
My dearest friends, I never had this much fun watching the Contest!


Erasmus-Events kamen auch nicht zu kurz: Es gab eine Party mit weißen T-Shirts und jeder Menge Filzstiften. Das Ergebnis seht ihr hier:
Erasmus Events were also taking place: This time, it was a party with white T-Shirts and lots of felt-tips. You can see the result here:




Summer Summer Summer
Und dann geschah etwas wirklich Unerwartetes: Der Frühling, oder sogar Frühsommer, hat Estland erreicht! Innerhalb von 3 oder 4 Tagen wurde es endlich grün. Nach der langen grauen Zeit ist es das schönste grün das ich mir vorstellen kann. Und es wird noch besser, bisher haben wir eine ganze Woche Temperaturen zwischen 21 und 28 Grad! Und fast immer klaren Himmel! Darauf war ich nicht vorbereitet, ich musste sogar Sonnencreme kaufen.

Around the last weekend something really unexpected happened: Spring, or maybe even early summer, reached us! During 3-4 days everything turned green. After the long grey time this green is as beautiful as I could imagine. And it does not stop with this – we are having a whole week of temperatures between 21 and 28 degrees, cloudless skies and sun! Who would have thought that I have to buy sun cream in Estonia? 

Die sonnige Zeit mussten wir natürlich nutzen und so wurden einige freie Tage am Wasser verbracht, ich kann jetzt stolz behaupten in folgenden Gewässern geschwommen zu sein:
If there is sun, you have to make the most out of it! So now I can proudly claim to have been swimming in the following waters:

1. Anne Canal, ein stehendes Gewässer neben dem Emajogi mit Strand und Spielplatz. Der Kanal ist nur 10 Minuten zu Fuß von unserer WG, also ist ein kurzer Abstecher nach einem (hoffentlich) produktiven Tag immer drin.
Anne Canal is a artificial lake next to the Emajõgi with a beach and a playground. The canal is only a 10-minute walk away from my flat, so a short trip can easily be made after each (hopefully) productive day. 

2. Das baltische Meer! Am Wochenende unternahmen wir einen Tagesausflug nach Pärnu, einem der Badeorte in Estland. Pärnu liegt in einer Bucht und so war das Meer wellenlos und aufgeheizt (verglichen mit den anderen Gewässern). 
The Baltic Sea! We did a trip to Pärnu at the weekend – one of the popular bathing places in Estonia. Pärnu is located in a bay, which makes the sea wave less but also nicely warm (compared to other waters in Estonia).


 
3. Der Emajõgi! Etwas surreal, da wir vor einigen Monaten noch ÜBER den zugefrorenen Fluss gelaufen sind. Nun konnten wir tatsächlich IN den Fluss (auch wenn der definitiv das kälteste Wasser hatte). Etwas außerhalb der Stadt gibt es auf beiden Seiten des Flusses Sandstrände, also packten wir die Picknicksachen und verbrachten einen wunderschönen Sonntag mit der St. Petersburg-Truppe dort. Mit dabei war auch der Gedichtband von Robert Gernhardt den mein allerliebster Patenonkel mir mitgegeben hat. Lieber Albi, ich habe die bisher gelesenen Gedichte sehr genossen und musste häufig über Gernhardt lachen!

The Emajõgi! It was quite surreal, because a few month ago we walked OVER the frozen river. Nowadays, we can swim IN it (all though the river is definitely the coldest water I ever swam in). A bit outside of the town are beaches on the river banks. Therefore, we grabbed our picknick things and spend a wonderful Sunday with the St. Petersburg group in the sun. I also had a poem collection from Robert Gernhardt with me, which my best godfather Albi gave me as a present for Estonia. Dear Albi, so far I enjoyed all of the poems and had to laugh a lot about Gernhardt!




Eine Erinnerung / A Memory

Unter unseren Füßen knirscht der Schotter des Fußgängerweges, der, wie eine Allee, dicht gesäumt von nun endlich grünen Bäumen, im Schatten lag. Auf der linken Seite, direkt hinter den Bäumen, fällt das Ufer zum Fluss hinab, rechts des Weges lag ein Park. Das Grün über unseren Köpfen scheint mehr als zu leuchten, die Sonne hat die Stadt bereits den ganzen Tag aufgewärmt. Nach den langen grauen Wochen im beginnenden Frühling scheint das Durchbrechen der Natur Estland endlich aus seinem Winterschlaf zu holen. Hier am Fluss, außerhalb der Stadt, können wir den Sommer riechen. Vogelzwitschern und Kinderlachen liegen in der Luft, der Fluss plätschert leise an uns vorbei und im Teich des Parks singen die Frösche um die Wette. Mich überkommt ein Gefühl des Glücks. Es startet ganz leise, in meiner Mitte und breitet sich bis in meine Finger- und Fußspitzen aus. Ich muss kurz innehalten aber kann das Lachen nicht unterdrücken. Ein perfekter Tag mit Freunden, Picknick und Schwimmen am Fluss geht zu Ende. Vor uns führt der Schotterweg zurück in die Stadt, in der ich mich mittlerweile so daheim fühle. Zu wissen, dass ich hier ein Netz von guten Freunden gefunden habe stärkt mir den Rücken. Mehr ist an diesem Tag nicht nötig, wir laufen weiter in die Stadt und ich hoffe, diesen Moment nie zu vergessen.

The gravel on the pavement crunches under our feet. The pavement, like an alley lined by now finally green trees, lies in the shadow. Behind the trees on the left runs the river, on the right side the park stretches out. The green above our heads seems to glow and shine, the sun had heated up the city during the day. After the long weeks of grey in the beginning spring, the sunshine seems to end Estonia’s winter sleep. Here at the river, outside of the town, the air smells like summer. Birdsongs and children’s laughter fill the air, the river flows softly past us and in the pond of the park the frogs are giving a concert. Happiness overcomes me. It starts very quietly from my centre and spreads out until it reaches my fingertips and tiptoes. I have to stop walking for a moment but can’t avoid laughing. A perfect day with friends, picknick and swimming in the river ends. In front of us, the gravelled way leads back into the town, that feels like home to me already. To know that there is a network of good friends around me, is encouraging. Nothing more is needed on this day. We continue our way to the city and I hope to never forget this moment.

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